Einleitung St. John's Cape St. Mary's Bay of Exploits Gros Morne Südküste Cape Breton Tidal Bore

Samstag - 20.7. - St. John's


Wir frühstücken auf dem Campus und wollen danach St. John’s in Richtung Cape St. Mary’s verlassen. Beim Lebensmitteleinkauf wird der Nieselregen immer stärker und als wir noch mal kurz durch die Geschäfte in Downtown laufen, werden wir schon richtig nass. Da mein Lieblings-T-Shirt hier nicht zu finden ist, fahren wir nochmal die 30 km nach Bay Bulls zu O’Brien’s, wo wir T-Shirt und Downhomer-CD kaufen und Fish-Cake mit Blick über die verregnete Bucht genießen.
Samstag - 20.7. - Avalon


In der Hoffnung, den Regen im Auto aussitzen zu können, fahren wir dann los in Richtung Cape St. Mary’s. Dabei sehe und spüre ich zum erstenmal die Avalon Wilderness, eine auch in Regen und Nebel faszinierende Landschaft, üppig und karg zugleich. Wenn sich hier auch im Winter kein Baum halten kann, so kommt doch im Sommer die ganze Wucht der Blütenpflanzen durch. Grün, Wasser und Felsen bauen die Landschaft auf. Alle paar Kilometer stehen parkende Autos am Straßenrand, die Anglern oder Jägern gehören. Gummistiefel nicht vergessen. Immer wieder liegen Teile der Strasse unter Wasser und jedes mal zweifeln wir mehr, ob wir da noch durchkommen. Hinter Colinet (Bay St. Mary’s) werden wir gewarnt, das die 92 unpassierbar ist und kurz darauf stehen wir auch schon an einer knietiefen Stelle, die wir uns näher ansehen. Ein Bach läuft quer zur Strasse, jetzt halt über der Strasse statt wie sonst unten durch. Ein Stück Zaun treibt im Wasser und ich laufe erst mal quer durch. Mit einen Geländewagen kommt man noch prima durch, aber einem PKW geht die Luft aus. Da die Strasse weiter unten richtig kaputt sein soll, drehen wir lieber um und versuchen es über die 91, eine Schotterstrasse. Dabei kommen wir noch in den Genuss eines spektakulären Wasserfalls, der richtig randvoll ist und mit großer Wucht an zwei Stellen über eine ca. 10m hohe Stufe fällt. Wir erreichen dann ohne Probleme Placentia (Placentia Bay), wo wir erst mal telefonisch abklären, ob wir im fast unbewohnten Süden überhaupt noch ein Zimmer bekommen und dann entlang der welligen Küstenstrasse 100 mit winzigen Siedlungen an Flussmündungen und dazwischen steilen Aufstiegen in den Nebel bis nach St. Bride’s fahren, den „Epizentrum“ zum Cape St. Mary’s Ecological Reserve. Hier ist nun wirklich der Hund begraben, aber die Familie, die das Motel und den Laden betreiben, scheinen doch was draus zu machen. Wir fahren abends noch zum Cap, wo eine Veranstaltung stattfinden soll, die aber wegen Stromausfall abgesagt ist. Ich weiß auch nicht, ob da mehr als 10 Zuschauer zusammengekommen wären. Die Fahrt durch den Nebel auf einer schmalen Strasse ohne erkennbare Umgebung erzeugt ein seltsames Gefühl von Verlorensein. Dann Schafe im Nebel, eins oder hundert? Wie weit ist das Meer entfernt, 10 Meter oder 10 Kilometer? Wir sind froh, wieder im Motel zu sein.
Durchfahren oder nicht?
Wasserfall von 2 Seiten
Samstag - 20.7. - St. Bride's


Der Nebel ist weg und das Motel erscheint richtig nett gelegen mit viel Wiese direkt an der Steilküste. Wir frühstücken auf dem Zimmer und fahren wieder zum Cap. Dabei bekommen wir sozusagen die Auflösung von gestern, eine weite Landschaft von üppigem aber niedrigem Grün und nur vereinzelt Schafe. Erst am Cap kommt das Meer von allen Seiten näher. Wir gehen die kurze Strecke zum Vogelfelsen und treffen dabei auf deutlich mehr Schafe, für die es hier wohl auch interessanter ist.
Sonntag - 21.7. - Cape St. Mary's


Plötzlich wird es laut von Gekreische und ein intensiver Geruch macht sich breit. Nur wenige Meter von Ende des Weges entfernt aber unerreichbar für Mensch und Vierbeiner sitzen verschiedene Möwenarten dicht gedrängt auf dem Hauptfelsen. Wir beobachten ca. eine Stunde lang, wie die Eltern abwechselnd ihre Jungen wärmen und Futter beibringen. Wachwechsel, Nachbar-Gezänk auf engstem Raum, und wer unten sitzt, kriegt ab und zu was auf die Mütze. Den Möwen gefällt es hier so gut, dass sie auch die benachbarten Klippen schon bewohnen. Mit den verschiedenen Arten können wir allerdings nichts anfangen, da uns doch der Bezug fehlt.
Steilküste

Der Vogelfelsen
Nase und Ohren zuhalten
Sonntag - 21.7. - Golden Bay


Wir folgen einer Wegbeschreibung zur Golden Bay, die erst mal querfeldein über das sumpfige Grün führt. Überall stehen kleine Irisse in voller Blüte. Als wir wieder die Steilküste erreichen, sehen wir Wale in der Bucht, und den Walen scheint es gut zu gehen, denn sie springen mit dem halben Körper aus dem Wasser. Es müssen 5-8 Tiere sein und mindestens genauso oft springen sie auch. Es ist sehr bewegend, sowohl für das Wasser wie auch für uns. Nach einigen Minuten der Sammlung marschieren wir weiter, am steilen Abhang entlang, durch zu enges Krummholzgestrüpp und danach in einem Abhang runter zu den grünen Wiesen. Es ist so schön wie beschrieben, aber in der Beschreibung stand nichts davon, dass der Fluss nach starken Regenfällen nicht zu überqueren ist und dass hier unten die Mücken herrschen. Wir kehren also relativ zügig um. Auf dem Rückweg kommt die Sonne raus und verbrennt mir in kurzer Zeit die Glatze, denn wir haben Regenjacken dabei, aber keinen Sonnenschutz. Unterwegs finden wir einen Wasserkessel, den wir am Informationszentrum stehen lassen. Es ist herrlich, auf dem feuchten und tiefen Bewuchs zu laufen. Sonnentau und Pitcher Plants zeigen, dass hier kaum Nährstoffe im Boden sind, aber alles schimmert in lebendigen Farben.
Der Weg zur Golden Bay
Die Höhe ist für Schafe geeignet
Überführung

Bloss die Mücken nicht anmerken lassen
Sonntag - 21.7. - Fahrt nach Bellevue Beach


Nach einem Bagel mit Cheddar-Käse fahren wir weiter, diesmal entlang der Küstenstrasse im Sonnenschein über Placentia und Dunville, über die 102, 202 und 201 zum Zeltplatz bei Bellevue Beach, wo wir vor 6 Jahren die Sprotten (Caplins) am Strand bestaunt haben. Ich habe klebriges Zeug auf dem Kopf, was Petra zuerst für Eigelb hält und mir unterm Wasserhahn aus den Haaren wäscht. Erst nach etwa 2 Wochen ist die Kopfhaut wieder normal.
Schlucht in St. Bride's

Zwischen St. Bride's und Placentia
Wo war das jetzt?
Montag - 22.7. - Burin Halbinsel


Heute abend wollen wir bei Gerry in Gander ankommen, aber vorher einen Abstecher auf die Burin Halbinsel machen. Schon auf dem Verbindungsstück zwischen Avalon und der Hauptinsel sind wir von der aufgeworfenen Landschaft beeindruckt, die so anders ist als die endlos scheinenden Hochebenen im Inneren Avalons.
 
Wasser, Gras und Wind
Der Weg entlang der 210 geht durch ein verlorene Gegend, die scheinbar nur zum Durchfahren benutzt wird. Das kräftige Blau der Seen im satten hügeligen Grün reizt uns aber immer wieder zum Anhalten und Fotografieren. Eine Seitenstrasse führt um viele kleine Buchten bis nach Harbour Mille, ein bildschönes und lebhaftes Dorf am Ende der Strasse. Hier wird ganz deutlich, dass sich das Leben in Neufundland nicht entlang der Strasse, sondern an geeigneten Buchten und Häfen entwickelt.
Harbour Mile
  Zum Mittagessen sind wir im einzigen Gasthaus, dem „Tee-Haus“ mit einem eigenartigen Charme. Man hat den Eindruck, dass der Besitzer seine Sammlung von Teetassen und -kannen zeigen will und deshalb die Türen für Gäste aufmacht. Es gibt nur 2 Gerichte, z.B. eine Art Eintopf aus Kartoffeln, Karotten, Kohl und mehr, in Kugeln serviert für unter 4$. War aber ganz lecker.


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