Einleitung St. John's Cape St. Mary's Bay of Exploits Gros Morne Südküste Cape Breton Tidal Bore

Freitag - 26.7. - Bonne Bay


Die Strasse führt vorbei an Birchy Lake und Sandy Lake, über Deer Lake – was allerdings erst mal eine Stadt ist – zum Gros Morne National Park. Hier kommen wir wie geplant früh an, um auf dem Zeltplatz Berry Hill noch einen Platz zu bekommen, denn in Gros Morne ist der Bär los. Es wird sogar ein Topplatz, ein walk-in camp-site, zu dem man 400 m zu Fuß laufen muss. Die muss man zwar öfters laufen, wenn man diverses Kleinzeugs im Auto vergessen hat, aber die Lage am See und im Halbschatten ist schon prima.

Der Park umfasst als Hauptattraktionen die Bonne Bay, den Gros Morne als weithin sichtbaren weißköpfigen Namensgeber, die Tablelands, eine aus Meeresbodengestein bestehende Masse in rötlichem Braun fast ohne Vegetation, und dem fjordartigen Western Brook Pond. Wir fahren in die uns altbekannten Orte Rocky Harbour und Norris Point zum wiedersehen. In Norris Point mieten wir uns spontan einen Zweierkajak und paddeln durch die Bucht. Hier fragt man nicht, ob wir wirklich paddeln können oder wo die Indianer lebten. Für eineinhalb Stunden genießen wir die Gegend, aber in der letzten halben Stunde pustet uns der Wind kräftig ins Gesicht und vor lauter Salzwasser auf der Brille verliert man etwas den Durchblick. Umso schöner ist nachher der kleine Hügel, dicht mit Gras und Klee bewachsen, so richtig zum barfuss laufen und reinlegen. So gehe ich kurzzeitig verloren, da Petra mich nicht mehr sieht.

Abends am Zeltplatz stellen wir fest, dass die Eichhörnchen sich durch die am Baum aufgehängte Jutetasche und diverse Styroporverpackungen durchgefuttert haben, um dann kurz vor den Keksen mit Schokoladenstücken aufzugeben. Später am Lagerfeuer unterm Sternenhimmel, als der Otter auf seiner abendlichen Runde vorbeischwimmt, hat Petra dann die grandiose Idee, Handtücher und BH über dem Feuer zu trocknen. Der Gestank hält bis heute an.


Paddeln in der Bonne Bay
Am Zeltplatz
Der Hafen von Rocky Harbour
Samstag - 27.7. - Gros Morne


Einziger Punkt auf der Tagesordnung ist die Wanderung auf den Gros Morne. 806 m hoch mit schwierigen Wegstrecken über insgesamt 16 km. Wir planen 8 Stunden ein und sind deshalb schon kurz nach 9 am Ausgangsparkplatz. Nach einigen Kilometern durch den Nadelwald kommen wir schweißgebadet und mückenverfolgt am Fuß des Berges an. Hier ist eine Aussichts­plattform aufgestellt, von der aus der Aufstieg durch eine Geröllspalte schön zu sehen ist. Die Dimension wird nur dadurch klar, dass man hin und wieder kleine bewegliche Punkte im Meer der Felsbrocken erkennt. Dafür ist die Strecke sehr direkt. Es ist nur verwunderlich, wie viele Leute da gleichzeitig hochsteigen, teilweise sogar in Sandalen. Aber so sieht man wenigstens immer wieder jemand, der noch mehr zu kämpfen hat als man selbst. Die Steigung beträgt etwa 45° und wir denken nur von einem Ausruh-Felsen zum nächsten, ohne den Anteil am Gesamtweg einschätzen zu können. Die Aussicht nach Süden über blaue Seen, Feuchtwiesen, Wald und Bonne Bay wird bei jeder Pause besser. Gut, dass wir so einen sonnigen Tag erwischt haben. Irgendwann kommen wir an der Kante zum Gipfelplateau an und machen – endlich wieder im Grünen - eine richtige Pause mit Futtern und Schauen.
Blick auf Ten-Mile-Pond
  Hier oben pfeift der Wind, aber die Wege sind relativ flach. Nach kurzer Zeit sind wir am Gipfelschild, dass allerdings nach unserer Einschätzung aus praktischen Erwägungen am Weg und nicht auf dem höchsten Punkt aufgestellt wurde. Irgendjemand hat sich die Mühe gemacht und Steine zu einer Schutzwand zusammengetragen, so dass wir hier windgeschützt in der warmen Sonne ein Nickerchen machen.

Der Weg geht zwischen den rohen Steinen zum Westende des Plateaus mit toller Aussicht auf den Ten-Mile-Pond und die Long-Range-Mountains. Danach geht es im Bogen über die Nord. und Ostseite langsam wieder nach unten. Hier sind teilweise Holzstege angebracht und eine lange Treppe erleichtert eine steile Strecke ungemein. Das dient zuerst dem Schutz der Vegetation und danach erst der Bequemlichkeit der Wanderer. Durch die vielen Steine auf dem Weg ist die Strecke sehr ermüdend und wir staunen nur, wie eine Familie mit 3 Kindern unter 10 hier relativ entspannt entlang läuft. („Geheimwaffe Schokolade“, erzählt der Vater. Und jede Menge Übung, vermuten wir.) In dem breiten und grünen Tal baut sich langsam ein Fluss auf, der uns bis zur Verzweigung und danach zum Parkplatz begleitet. Ziemlich geschlaucht kommen wir dort kurz vor 18 Uhr an, ziehen erstmal die heiss gelaufenen Schuhe aus und unterhalten uns mit Leidensgenossen, die wir immer mal wieder unterwegs getroffen haben.

Unsere Prioritäten für den Rest des Tages lauten: Essen gehen in Fischerman’s Landing / Rocky Harbour, wo die Schlange nicht so recht zur relativ normalen Speisekarte passt, danach duschen auf dem Campingplatz und ein gemütliches Lagerfeuer mit einer Flasche Rotwein. Der Otter zieht im See seine Kreise und die Sterne leuchten hell und klar.

Sonntag - 28.7. - Green Gardens


Nach dem anstrengenden aber erfolgreichen Tag können wir uns nicht so recht entscheiden, was wir machen sollen. Erstmal ausschlafen, bis es heiss wird im Zelt. Da wir dann keine größeren Schäden am Bewegungsapparat feststellen können, entschliessen wir uns zu einer weiteren Wanderung, diesmal in die Green Gardens zum Übernachten. Die Rucksäcke müssen entsprechend gepackt werden mit Zelt, Schlafsäcken, Kocher und Verpflegung, Keidung. Zum Startpunkt müssen wir um die Bonne Bay herum auf die andere Seite fahren. Bei Woody Point ist ein neues interessantes Besucherzentrum eröffnet mit viel Information über den Park. Man merkt schon, dass hier die Hauptattraktion von Neufundland ist. Unterwegs sehen wir die Tablelands, diese so fremde Gesteinsformation aus dem Meeresgrund, die keine Vegetation zulässt und weithin rötlich-braun leuchtet.

Mit den Rucksäcken und 100 Mücken im Schlepptau laufen wir bei voller Sonne los. Die Mücken konzentrieren sich aber auf den Parkplatz und wir sind bald alleine. Ein kurzer Anstieg über den Bergrücken führt durch Unmengen von Pitcher Plants und Irisse. Der Abstieg dann durch langsam größer werdenden Nadelwald, insgesamt etwa 5 km. Unten finden wir herrliche Weiden über steilen Klippen und einige Schafe, die hier den Sommer verbringen. Sie halten im Grasmeer einige Pfade frei – d.h. nicht ganz frei, denn das verdaute Gras muss ja auch irgendwo hin. Wir schlagen unser Zelt mit Blick über Wiese und Meer auf und klettern, da gerade Ebbe ist, auf muschelbewachsenen Felsen zu einer großen Höhle, die sich nur zum Meer hin öffnet. Sehr schön sieht man hier das aufgestellte und gebogene Vulkan-Schicht­gestein. Nach dem Abendessen gibt es zur Abwechslung mal ein Lagerfeuer am Strand., Die Flut steigt, die Sonne senkt sich ins Meer, und alles nur für uns. Ich kann mich gar nicht satt sehen und bleibe vor dem Zelt bis es ganz dunkel ist. Dumm nur, dass ich erst dann anfange, unseren Lebensmittelsack zum Schutz vor Bären an einem Seil über die Klippen zu hängen.


Blick Richtung Süden
Montag - 29.7. - Green Gardens


Wie im Adlernest sitzen wir beim Frühstück und schauen den Schafen und den ersten Durchreisenden zu. Wir spazieren 2 Stunden entlang der Küste im Grünen, beobachten wie das Meer steigt, ärgern Schafe. Zum Abschluss gehen wir zum Wasserfall am Ende des Strandes und können der Versuchung zu baden nicht wiederstehen. Langsam nehmen wir Abschied von diesem angenehmen und vertrauten Flecken. Beim Aufstieg ist schon nach wenigen Minuten die ganze Badefrische wieder hin und wir schwitzen uns den Berg hoch. Oben geht ein leichter Wind, aber am Parkplatz sind trotzdem wieder 1000 Mücken versammelt, so dass wir schnell einpacken und losfahren. Noch ein letzter Halt im Discovery Center, denn wir wollen wissen, was mit den Schafen im Winter passiert. Man erklärt uns, dass sie teilweise über alte Pfade, teilweise aber auch mit Booten rausgebracht werden.
Blick Richtung Norden
Montag - 29.7. - Marble Inn


Unser nächstes Ziel ist das Marble Inn in Steady Brook, wo wir auch schon beim letzten Besuch waren und ein Kanu geliehen hatten. Auch hier ist viel passiert. Rund um den Aktivurlaub wird hier wohl viel Geld verdient und entsprechend auch investiert. Das neue Hotelgebäude ist sehr ansprechend und nicht ganz billig. Das Abendessen beim Chinesen in Corner Brook war allerdings nur mäßig.

Dienstag - 30.7. - Bay of Islands


Heute ist Regen angesagt, aber wir sind zum Paddeln hier und lassen uns nicht bremsen. Wir laden ein Zweierkajak auf und fahren nach Cox’s Cove (Bay of Islands). Die interessante Tour rund um Woods Island verschieben wir auf später, da der Nebel zu dicht werden könnte. Von Cox’s Cove aus wollen wir in den Goose Arm. Im Regen hat das Paddeln seine eigene Stimmung: die Tropfen und Kreise auf dem Wasser, die eingeschränkte Sicht. Wir paddeln vorbei an Buchten, rauschenden Bächen, Strand und Felsen. Möwen (Terns) im Sturzflug. Steil ragen die Klippen auf am Eingang zum Goose Arm. Ein Seeadler lässt sich kurz auf einer hohen Fichte sehen und fliegt dann davon. In einer kurzen Regenpause beobachten wir im spiegelglatten Wasser einen Hummer bei der Arbeit. Er läuft über den Boden etwa 1 m unter dem Wasserspiegel und macht sich an Muscheln und Krabben zu schaffen. Aber die Muscheln verschließen die Schale und die Krabbe läuft einfach weg. Herrlich. Am anderen Ufer liegen einzelne Hütten und sogar eine Siedlung. Der Zugang erfolgt per Boot.

In einer Bucht machen wir bei Hin- und Rückfahrt Rast. Einige schöne Kieselsteine wollen unbedingt mit. Langsam hat der Regen alles durchdrungen und es wird kalt und ungemütlich. Die Stimmung sinkt. Wir paddeln kräftig um warm zu werden. Aber kaum sind wir zurück am Ufer, schlägt das Wetter um und die Sonne kommt raus! Auf der Rückfahrt haben wir schon wieder Lust und Zeit für ausgiebige Fotos. Dann zieht es uns aber doch recht schnell in die Badewanne. Gegenüber bei George, einem Mittelding zwischen Autobahnraststätte und Stadtzentrum, waschen und trocknen wir unsere Klamotten und futtern dazwischen Fisch mit Fritten.


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